{Foto-Kurs} #9 – Licht und Farbe
von jana am 31.05.15
Hallihallo ihr Lieben,
heute gibt es den vorerst letzten Teil des Fotokurses, der sich um die Themen Farbe und Licht dreht. Was ist die Farbtemperatur, wie stellt man den Weißabgleich ein, und was ist die goldene Stunde?
Ich werde in Zukunft dann ab und zu mal extra Kapitel mit weiteren Infos machen.
Habt ihr Wünsche? Brennen euch bestimmte Fragen unter den Nägeln oder habe ich was ganz wichtiges vergessen? Immer her mit euren Kommentaren :)
Das neue Wallpaper kommt übrigens dann am Dienstag, denn morgen ist erstmal noch ein kleine Blogparade an der Reihe ;)
Und jetzt viel Spaß mit Kapitel 9!
» Kapitel 5 // Kapitel 6 // Kapitel 7 // Kapitel 8 «
Inhalt Kapitel 9
9. ............. Licht und Farbe9.1 ....... Die Farbtemperatur
9.2 ....... Der Weißabgleich
9.3 ....... Sonnenuntergang & goldene Stunde
9.4 ....... Gegenlicht
9.5 ....... Blaue Stunde
9.6 ....... Kunstlicht
9. Licht und Farbe
9.1 Die Farbtemperatur
Verschiedene Lichtquellen haben verschiedene Farbtemperaturen. Diese wird in Kelvin gemessen und gibt quasi an, welche Farbe das Licht hat. Licht mit z.B. einer niedrigen Farbtemperatur enthält mehr Anteile an langwelligem Licht und erscheint gelb-rötlich. Eine hohe Farbtemperatur ist ein Anzeichen für bläuliches Licht (aufgepasst: normalerweise empfinden wir Rot als warm und Blau als kalt; hier ist es genau andersrum).Den verschiedenen Kelvinwerten kann man typische Situationen und Lichtquellen zuordnen, beispielsweise hat eine Kerze eine sehr geringe Farbtemperatur; ihr Licht taucht alle in einen orangen Farbstich. Bei Tageslicht (ca. 5500K) erscheint uns das Licht als "normal", also ohne Farbstich. Bei bedecktem Himmel oder gar Nebel ist die Farbtemperatur sehr hoch und das Licht bläulich.
9.2 Der Weißabgleich
Unser Auge kann die verschiedenen Farbtemperaturen gut ausgleichen und erkennt weiße Flächen auch als weiß, die Kamera dagegen kann das nicht so ohne Weiteres. Bei einer analogen Kamera würde ein Orangestich auch genau so aufs Bild kommen (wenn man nicht mit speziellen Filmen oder Filtern dagegen arbeitet); digitale Kameras können die Farbe automatisch oder manuell anpassen (mal besser, mal schlechter).Automatischer Weißabgleich: Die Kamera sucht die hellsten Bildstellen und nimmt an, dass diese weiß sind. Die übrigen Werte werdenn dann entsprechend angepasst. Sobald die hellste Stelle allerdings nicht weiß war, kommt es zu Farbstichen. Bei Tageslicht arbeitet der automatische Weißabgleich jedoch recht zuverlässig.
Halbautomatischer Weißabgleich: Bei vielen Kameras kann man zwischen typischen Lichtsituationen auswählen, denen jeweils eine feste Farbtemperatur zugeordnet ist. Es gibt z.B. Tageslicht, Schatten, wolkig, Kunstlicht und Leuchtstoff. Die Werte sind immer nur Annäherungen an das tatsächliche Licht, können aber ganz gut funktionieren. Bei Kunstlicht wird es allerdings schwierig, da es bei Glühbirnen viele verschiedene Farbtemperaturen gibt (und nicht nur diese eine im Kamera-Menü).
Manueller Weißabgleich: Beim manuellen Weißabgleich fotografiert man erst formatfüllend eine weiße Fläche (z.B. ein Blatt Papier oder ein Taschentuch), besser jedoch eine Graukarte. Dieses Bild dient dann als Referenz (auf eine richtige Belichtung achten!), anhand derer die Kamera die Werte einstellt. Diese Methode ist vor allem bei gleichbleibendem Licht sinnvoll und kann bei Mischlicht auch mal versagen. (Übrigens wird normales Kopierkapier häufig mit optischen, bläulichen Aufhellern behandelt, welche die Kamera irritieren können; das Bild erhält dann einen leichten Gelbstich).
Hier habe ich mal bei Tageslicht die verschiedenen Programme der Kamera ausgewählt. Ihr seht, dass die Einstellungen für Blitz und Wolkig ganz gut funktioniert haben, während Automatisch und Tageslicht ganz leicht zu bläulich wurden. Bei Kunstlicht sieht man sehr gut, wie das Ergebnis völlig verfälscht wurde. Die Kamera dachte, dass ein oranges Licht vorherrscht und hat dementsprechend mit viel Blau versucht, das Licht auszugleichen. Eben bei Leuchtstoff. Bei Schatten ist das Bild dagegen etwas zu rötlich geworden, weil die Kamera dachte, die Farbtemperatur sei eigentlich höher.
Bei der manuellen Einstellung habe ich erst ein Stück weiße Küchenrolle fotografiert und mit diesem Bild dann den manuellen Abgleich eingestellt. Bei einigen Kameras kann man den Weißabgleich übrigens noch weiter korrigieren.
Alles, was man vorher nicht richtig einstellt, muss man dann zur Not später am Rechner noch bearbeiten. Also am besten immer im RAW-Format fotografieren; so lassen sich die Farben später besser korrigieren.
9.3 Sonnenuntergang & goldene Stunde
Ein Sonnenuntergang zeichnet sich ja meistens durch die besonders starken Rot- bis Gelb-Töne aus. Will man diese nun auch genau so auf das Bild bringen, sollte man den Weißabgleich nicht auf automatisch stellen. Die Kamera versucht sonst, den (diesmal erwünschten) Farbstich zu korrigieren und die eigentlich schönen Farben werden nicht mehr so schön abgebildet (gehen mehr ins bläuliche). Mit einer Einstellung von Tageslicht oder Sonne kann man hier gut das gewünschte Ergebnis erzielen.Das gleiche gilt bei der sogenannten goldenen Stunde. Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang (und eine Stunde nach Sonnenaufgang) wird das Licht durch die tief stehende Sonne in ein warmes, goldenes Licht getaucht. Diese Licht ist besonders beliebt für Portraits.
9.4 Gegenlicht
Wenn man während der goldenen Stunde fotografiert, ergibt sich fast automatisch eine Gegenlichtsituation. Gegenlicht gilt als kleine fotografische Herausforderung, da es dabei zu einigen "Problemen" kommen kann.Zum einen wird meist das Motiv selbst recht dunkel, da es ja der Lichtquelle abgewendet ist. Das kann man entweder gezielt ausnutzen und das Motiv nur als Silhouette abbilden (dafür wählt man bei der Belichtungsmessung am besten die hellen Bereiche an). Oder man verwendet Hilfsmittel wie einen Blitz oder Reflektor, um das Motiv aufzuhellen.
Während bei Gegenlicht meist ein starker Hell-Dunkel-Kontrast entsteht, werden die Farben dagegen schwächer und das Bild kann flau wirken; manchmal bildet sich auch eine Art Schleier. Hier kann man bei der späteren Bearbeitung manchmal noch mehr aus dem Bild rausholen; dafür am besten im RAW-Format fotografieren. Wenn man nicht ins direkte Gegenlicht fotografiert, können flaue Farben auch vermindert werden.
Durch den fehlenden oder zu starken Kontrast wird außerdem der Autofokus langsamer oder funktioniert nur noch sehr eingeschränkt. Hier kann man sich helfen, indem man zum Fokussieren die Lichtquelle verdeckt (mit der Hand z.B.) oder den Bildausschnitt erst etwas verändert, sodass das Licht nicht direkt ins Objektiv fällt, scharf stellt und dann wieder zurück schwenkt. Oder einfach den manuellen Fokus verwenden.
Auch entstehen oft sogenannte Blendenflecken (Lens Flare) auf dem Bild, die durch Reflexionen an den Linsen entstehen. Auf "normalen" Bildern sind sie meist unerwünscht, können aber vor allem bei Portraits auch kreativ eingesetzt werden. Die Reflexionen und auch Lichtschleier können mit einer Streulicht-/Gegenlichtblende vermieden werden (wenn die Sonne nicht direkt im Bild ist).
Allgemein sollte man bei Gegenlicht die ISO möglichst gering wählen, und oft wird als Faustregel eine Blende 8 empfohlen. Je nach gewünschtem Effekt kann man hier aber auch jede andere Blende verwenden (die Beugungs- und Randunschärfe beachten!). Als Belichtungsmessung eignet sich hier die Spotmessung gut, mit der man auf die dunklen Bereiche zielt (bzw. bei gewünschten Silhouetten auf die hellen Bereiche). Und wie schon gesagt am besten den manuellen Fokus verwenden.
9.5 Blaue Stunde
Passend zur goldenen Stunde gibt es auch eine sogenannten blaue Stunde. So nennt man die Stunde vor Sonnenaufgang und die Stunde nach Sonnenuntergang (wobei es meist gar keine ganze Stunde dauert). Die Atmosphäre während dieser Zeit ist eine ganz eigene; der Himmel erscheint tiefblau und hat gerade noch genug Licht, um die Umgebung ein wenig zu erhellen. So kann man Nachtaufnahmen noch mit einer relativ "kurzen" Belichtungszeit aufnehmen.» Beispielbilder bei flickr.
9.6 Kunstlicht
Bisher habe ich hier hauptsächlich von Tages- bzw. Sonnenlicht geredet. Das liegt zum einen daran, dass ich es selbst meistens verwende, und dass wohl kaum einer von euch ein Studio mit einer richtigen Licht-/Blitzanlage hat. Aber dennoch hier ein kurzer Absatz zu Kunst- und Blitzlicht.Nicht immer reicht das vorhandene Licht aus, um ein Bild ausreichend zu belichten. Die einfachste Methode wäre, erstmal mit einem Reflektor versuchen das Motiv auszuhellen. Das kann schon ein einfaches weißes Blatt Papier sein, dass das Licht reflektiert. Etwas größer können z.B. Styroporplatten sein. Und es gibt natürlich auch "richtige" Reflektoren, die meistens auch verschiedene Seiten haben, z.B. Silber und Gold, je nach gewünschter Lichtfarbe (streng genommen ist das auch noch kein Kunstlicht).
Reicht ein Reflektor nicht aus, kann man zu einem Blitz greifen. Hier sei direkt gesagt: Lasst bloß den internen Blitz aus! Dieser führt bloß zu harten, unschönen Schatten, belichtet das Bild an ungünstigen Stellen über (der Stirn z.B.), und teilweise wird durch ihn bei Nahaufnahmen sogar ein Schatten des Objektivs selbst auf das Bild geworfen.
Nutzt dann lieber einen externen Aufsteckblitz. Dafür gibt es oft einen sog. Diffusor, der das Blitzlicht und die Schatten weicher macht. Es kann aber auch schon reichen, wenn ihr in geschlossenen Räumen den Blitz an die Decke richtet, oder bei Portraits das Model indirekt über einen Reflektor anblitzt.
Ansonsten kann der Blitz natürlich auch sehr effektvoll im Studio verwendet werden, aber da werde ich jetzt hier erstmal nicht näher drauf eingehen.
Neben dem Blitz gibt es auch noch Tageslichtlampen, also Dauerlicht. Dieses ist z.B. bei Produktaufnahmen sehr hilfreich, und man kann damit teilweise komplett Tageslicht imitieren.
Ich habe inzwischen auch so eine Lampe und habe damit auch teilweise die Bilder mit den kleinen Schmetterlingen hier im Kurs belichtet. Da ich allerdings noch nicht so sehr viel Erfahrung damit habe, verlinke ich euch hier einfach mal andere Blogger, die bereits über ihre Erfahrungen berichtet haben :)
» ekiem.de: Tipp fürs Belichten von Objekten
» imaginary-lights.de: (Tipps & Tricks / DIY) Tageslichtlampe
» creamsbeautyblog.de: Dunkel wars, der Mond schien helle - Meine Tageslichtlampen
Vorschau
Dies ist vorerst das letzte Kapitel des Kurses. Ich werde nun die Kapitel untereinander noch stärker verlinken und eine Extra-Seite anlegen. Und ich werde auch noch ein paar Spickzettel für euch entwerfen ;)Ansonsten werde ich dann in Zukunft ab und zu mal ein paar Extra-Kapitel machen, mit weiteren Infos zu bestimmten Themen und Wissen für Fortgeschrittene. Habt ihr Wünsche? Dann immer her damit!
Quellen und weiterführende Links:
puchner.de: Weißabgleich // ralfonso.de: Farbtemperatur, Weißableich und Graukarte
filmscanner.info: Farbtemperatur und Weißabgleich
pixum.de: Zauberhafte Stimmung im Gegenlicht
prophoto-online.de: Fototipp: Keine Angst vorm Gegenlicht
kleine-fotoschule.de: Weißabgleich // Foto-Tipp "Gegenlicht"
chip.de: Bei Gegenlicht fotografieren: So gelingt die Aufnahme
Wikipedia: Weißabgleich // Gegenlicht // Lens Flare
Liebe Jana, was für eine Arbeit! Ich sage vielen Dank für deine Mühe und die zahlreichen Tipps. Jetzt heisst es üben, üben, üben...
AntwortenLöschenHerzlichst Ulla
Hallo Jana,
AntwortenLöschenwow einfach fantastisch. Wieviel Arbeit du auch in alles hineingesteckt hast. Einfach großartig.
Ich fände noch weitergehende Themen super, wie z. B. Bildbearbeitung, Farblooks, S/W Bearbeitung etc.
Oder aber auch Tipps wie arbeite ich mit Menschen / Tieren vor der Kamera zusammen.
LG Kerstin
Wow, was für ein umfangreicher Artikel! Besonders hat mir der Tipp mit dem manuellen Weißabgleich geholfen - der komische Orangestich bei schlechten Lichtverhältnissen ist nämlich mein größter Feind ;)
AntwortenLöschenAlso, danke! Und die anderen Kapitel werde ich mir auch gleich mal anschauen.
ich habe mich mit dem thema zwar schon selber befasst, aber sowas in Blogform und super verständlich, hab ich noch nie gelesen. Ich finde gerade für Anfänger ist dieser Kurs wirklich super geeignet!
AntwortenLöschenDein Fotokurs ist wirklich klasse. Man kann dir sehr gut folgen und versteht alles. In vielen Büchern ist soviel "Fachchinesich", da kapiere ich manchmal gar nichts.
AntwortenLöschenViele Grüße
Natascha
www.nataschas-kreativwelt.blogspot.de
Hallo liebe Jana,
AntwortenLöschenich habe deinen Fotokurs verfolgt und werde am Wochenende mal anfangen, all deine Tipps & Tricks auszuprobieren. Ich muss dich wirklich loben. Zum einen hast du unglaublich viel Fachwissen über deine Kamera(s) und zweitens hast du das Ganze soo super und verständlich geschrieben, dass man (fast) garnichts mehr verkehrt machen kann :D
Ich würde mir so einen Kurs für Bildbearbeitung (Photoshop) wünschen. Das wäre eine super Ergänzung zu dieser Kategorie. :)
Liebe Grüße
Nica | my healthy change
Vielen lieben Dank für diesen tollen Beitrag!
AntwortenLöschenIch kenne mich zwar auch etwas mit Fotografie aus, aber ein paar Sachen muss ich ständig nachschlagen, finde sie aber nicht so gut erklärt wie bei dir!
LG, OktoberKind :-)